Mit der Einführung der Neurostimulationsverfahren orientiert sich das EVK an den aktuellen Entwicklungen neurobiologischer Behandlungsverfahren in der Psychiatrie.
Depressionen sind eine der häufigsten Erkrankungen überhaupt. Man geht davon aus, dass in etwa jeder Fünfte mindestens einmal in seinem Leben unter einer depressiven -Episode leidet. Depressionen treten in den seltensten Fällen plötzlich auf, sondern entwickeln sich meist über einen längeren Zeitraum. Man kann sich diesen Prozess vereinfacht als einen Teufelskreis -vorstellen, in dem jeder Schritt einen weiteren nach sich zieht, der das Problem verschärft. In solch einer Situation nehmen die Möglichkeiten, positive Dinge zu erleben, die die Stimmung verbessern würden, immer mehr ab. Die hinzukommenden körperlichen Begleiterscheinungen wie Schlafstörungen und Energielosigkeit machen es einem häufig noch schwerer, zurück in einen aktiven Alltag zu finden und erhalten so das Stimmungstief aufrecht.
Der neue Chefarzt im Kollegialsystem der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Evangelischen Krankenhaus Bergisch Gladbach Priv.-Doz. Dr. Fritz-Georg Lehnhardt möchte zusammen mit der seit einigen Jahren dort bereits chefärztlich tätigen Veronika Friedel neue Wege in der Behandlung von Depressionen gehen. Der Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie war bislang als leitender Oberarzt an der Uniklinik Köln tätig und tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Ulrich Schultz-Venrath an.
Auf seiner Agenda für die Tätigkeit am EVK hat Priv.-Doz. Dr. Fritz-Georg Lehnhardt steht unter anderem auch die Einführung der neuromodulatorischen Stimulationsverfahren als „dritte Säule“ des stationären psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlungsangebots, neben den psychotherapeutischen und psychopharmakologischen Behandlungsverfahren.
Vor allem für Patienten mit schwergradigen Depressionen und -Psychosen, die auf medikamentöse und psychotherapeutische Behandlungsformen nicht ausreichend ansprechen, möchte Priv.-Doz. Dr. Fritz-Georg Lehnhardt mit neuromodulatorischen Stimulationsverfahren neue Therapieangebote am EVK einführen. Angeboten werden die EKT, die rTMS und VNS-Therapie – (akut-)psychiatrische Behandlungen, die neben den bekannten psychopharmakologischen und psychotherapeutischen Therapieverfahren bei Depression und Psychose eingesetzt werden können.

Die früher auch als „Heilkrampftherapie“ bezeichnete Elektrokonvulsionstherapie (EKT) hat sich durch eine ganze Reihe von technischen Neuerungen sowie den Einsatz moderner Narkoseverfahren zu einem hochwirksamen und risikoarmen Therapieverfahren weiterentwickelt. Durch eine elektrische Stimulation von wenigen Sekunden Dauer werden die Nervenzellen für meist 30 bis 60 Sekunden synchronisiert (generalisierter Anfall). Die Wiederholung dieser Stimulation über 8 bis 10 Therapiesitzungen, 2 bis 3 in der Woche, führt zu einer Neuausrichtung und Erholung von Nervenzellverbänden im Gehirn. Die EKT wird in der Regel bei schwerwiegenden oder therapieresistenten Krankheitsverläufen eingesetzt. Sie gilt als das wirksamste Verfahren bei der Depression und führt häufig zu einer raschen Besserung der Symptome.
Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) ist ein modernes, nebenwirkungsarmes Therapieverfahren, welches alternativ und ergänzend zur Regelbehandlung depressiver Episoden eingesetzt werden kann. Das evidenz- und leitlinienbasierendes Stimulationsverfahren wird bereits seit einigen Jahren an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Köln durchgeführt. Hierbei wird in einer seitlich am Kopf aufgelegten, stromdurchflossenen Magnetspule ein rasch wechselndes Magnetfeld erzeugt, das nahezu ungehindert den Knochen durchdringt und bis in 1 bis 2 cm Tiefe der Hirnrinde einen schwachen Stromfluss erzeugt. Dieser kann in Abhängigkeit von der gewählten Impulsrate die Erregbarkeit der Nervenzellen modulieren. Das bei der Depression hierzu speziell ausgewählte Stimulationsareal liegt im Bereich des seitlichen Vorderhirns. Dieses Areal ist Teil eines bei der Depression fehlverschalteten Netzwerkes von Nervenzellen. Durch die repetitive Stimulation können auch die dazu in enger Verbindung stehenden tieferen Hirnstrukturen (limbisches System) erreicht und therapeutisch moduliert werden. Die Behandlung wird in einer Serie von 5 wöchentlichen Sitzungen von circa 15 bis 30 Minuten Dauer über maximal 4 bis 6 Wochen durchgeführt. Indikationen für die rTMS sind akute depressive Episoden, insbesondere wenn noch keine höhergradige Therapieresistenz vorliegt. Besondere Vorteile der rTMS gegenüber den anderen Neurostimulationsverfahren sind die gute Verträglichkeit und die leichte Anwendung im klinischen Alltag.
In Kooperation mit der Klinik für Stereotaxie und funktionelle Neurochirurgie an der Uniklinik Köln bietet Priv.-Doz. Dr. Fritz-Georg Lehnhardt seit kurzem auch die Vagus-Nerv-Stimulation (VNS) als ein minimal-invasives, operatives Therapieverfahren zur langfristigen Behandlung von Depressionen an. Bei der VNS wird der linke Nervus vagus im Halsbereich nach operativer Anbringung einer kleinen Elektrode sowie eines programmierbaren Impulsgebers im linken Brustbereich (Schrittmacher), durch ein gepulstes elektrisches Signal stimuliert. Aufgrund der milden Stimulation und der indirekt vermittelten Wirkung auf das Depressionsnetzwerk entfaltet sich die antidepressive Wirksamkeit zwar erst mit einigen Monaten Verzögerung, weist dann aber eine große Nachhaltigkeit des Wirkeffektes auf. Die VNS ist also ein langfristiges neuromodulatorisches Verfahren, das für die Patienten mit häufigen und schwer zu behandelnden depressiven Episoden besonders geeignet ist.
Mit der Ausweitung der Behandlungsangebote am EVK möchte Priv.-Doz. Dr. Fritz-Georg Lehnhardt ein sowohl am individuellen Versorgungsbedarf der Patienten passgenau ausgerichtetes, als auch an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiertes Therapiespektrum anbieten. Entscheidend sei hierbei eine präzise Indikationsstellung – unter der Frage „Was ist für wen und zu welchem Zeitpunkt am besten geeignet?“ Durch den stetigen Anstieg der Inanspruchnahme von Krankenhausleistungen aufgrund psychischer Erkrankungen sei es zunehmend erforderlich, die Behandlungsangebote des akutversorgenden Krankenhauses am Versorgungsbedarf der Menschen auszurichten, die diese Leistungen in Anspruch nehmen, so Priv.-Doz. Dr. Fritz-Georg Lehnhardt.

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